Insektenturm 

Künstliche Insektennisthilfen: 

Von den 560 Wildbienenarten, die es in Deutschland gibt, nehmen gerade mal ca. 30 Arten gut verarbeitete (!) künstliche Nisthilfen an. Dreiviertel aller Wildbienen nisten im Boden. Künstliche Nisthilfen retten also nicht die gefährdeten Wildbienen vor dem Aussterben. Aber Nisthilfen sind umweltpädagogisch eine prima Starthilfe, Wildbienen kennenzulernen: Es ist einfach faszinierend, sie beim Schlüpfen oder bei ihrem Brutgeschäft zu beobachten und die Angst, die viele Menschen vor Bienen und Wespen haben, zu verlieren. 

 

Mögliche Bewohner einer Nisthilfe mit Hohlstängeln und Holzbohrlöchern sind Arten von Mauer-, Blattschneider-, Masken-, Scheren-, Löcherbienen sowie Goldwespenarten, Töpfergrabwespe, Trauerschweber, der beeindruckende Stahlblaue Grillenjäger und die Tönnchen-Wegwespe.

Unser Insektenturm: 

Viele Schilfröhrchen, die ein Mitglied an seinem See selbst „erntet“, Strohhalme, Bambusröhren, Staudenstängel und Holunderzweige, aus denen das Mark entfernt wurde, wurden gebündelt und sind wohltemperiert in Weinröhren untergebracht. Desweiteren sind gut getrocknete Buchenhölzer mit Bohrlöchern versehen wurden. Durch die Materialvielfalt gibt es Niströhren von 2–8 mm Durchmesser und in unterschiedlichen Längen, sodass für jede Art etwas Passendes dabei ist. Wir bringen jährlich weitere Niströhren ein und entfernen beschädigte Röhrchen, damit der Parasitendruck eingedämmt wird. Gut geschützt wird der Turm durch das nachträglich angebrachte Gitter, nachdem sich Vögel und auch der Waschbär im Winter die proteinreichen Larven in den Röhrchen schmecken ließen. Die Turmkonstruktion ist so angelegt, dass durch das überstehende (begrünte) Dach, die Nisthilfen rundherum regengeschützt sind. Die Niströhren werden dadurch in allen 4 Himmelsrichtungen angenommen.

 

Der Turm bietet im „Erdgeschoss“ ein ca. 20 cm tiefes, regengeschütztes und besonntes Sandbett als Lebensraum für Ameisenlöwen, die Larve der nachtaktiven Ameisenjungfer. Der Ameisenlöwe lauert im späten Frühjahr gut im Sand versteckt am Grund der von ihm gebauten Bodentrichter auf Ameisen, die im lockeren Sand den Halt verlieren und ihm so direkt in seine Fangarme rutschen. 

Wissenswert: 

Ab Mitte März bis April kann man an Sonnentagen an unserem Turm beispielsweise die Rostroten Mauerbienen beim Schlüpfen beobachten. Ein Mauerbienenweibchen kann am Tag bis zu 2.500 Blüten bestäuben und sie sammelt gleichzeitig Pollen und Nektar, was den Bestäubungsfaktor stark erhöht. Die Wildbiene ist der Honigbiene bezüglich ihrer Bestäubungsleistung und ihrer Wetterunerschrockenheit weit überlegen. 

Vorsicht: 

Nisthilfen für Wildbienen sind sehr stark in den Vordergrund gerückt. Künstliche Nisthilfen dienen der Schnelllösung, der Gewissensberuhigung, dem "Ablasshandel". Es gibt kaum mehr einen Bau- oder Gartenmarkt, in dem nicht wunderschön anzusehende Insektenhotels angeboten werden. Verschiedenste mit Löchern versehene Steine und Hölzer, Röhren aller Art und Durchmesser, vor allem aber Heu, gedroschenes Stroh, Zapfen und diverse Hohlkammern sollen Schmetterlingen, Marienkäfern, Florfliegen und Ohrwürmern neben Bienen eine komfortable Unterkunft bieten. Leider sind diese Bauwerke oft nutzlos, häufig sogar kontraproduktiv. Einige Wildbienenfeinde verstecken sich beispielsweise gern in Stroh, Holzhäcksel und Zapfen und fressen nachts den Pollenvorrat oder gar die jungen Bienenlarven aus den Niströhren. Oftmals sind auch die Hölzer zu weich und rissig, die Röhren und Löcher scharfkantig und ausgefranst und werden von den Bienen gar nicht angenommen, zu hoch ist die Gefahr, sich ihre zarten Flügel zu verletzen.