Totholzreich
Ende und Anfang und Ende und Anfang … der ewige Kreislauf
Im Kreislauf der Natur werden keine Abfälle produziert, alles wird wiederverwertet. Unterschiedlichste Tiere, Pflanzen, Pilze, Bakterien und andere Mikroorganismen halten diesen Kreislauf in Gang. In einer Handvoll Bodenerde oder in einem sich zersetzenden Holzstamm tummeln sich mehr Lebewesen, als es Menschen auf der Erde gibt.
Diese Lebewesen zersetzen abgestorbenes organisches Material und lassen daraus nach dem Abbauprozess wieder Nährstoffe für Pflanzen entstehen. Ohne diesen Schritt würden organische Stoffe wie Pflanzenreste, Laub, tote Bäume aber auch Tierkadaver und unzählig viele abgestorbene Insekten nicht abgebaut und weder Gräser noch Bäume, noch irgendeine andere Pflanze, könnten wachsen.
Ohne Bodenleben hätten wir und viele andere Lebewesen keine Nahrung mehr und würden über kurz oder lang aussterben.
Von Mikro und Makro:
Vertreter der Mikrobodenlebewesen sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Zu ihrer Gruppe gehören Einzeller und Fadenwürmer. Sie sind eine gute Beute für die Vertreter der Mesofauna, zu denen Milben und Springschwänze gehören. Sie sind wieder selbst eine Hauptspeise der Vertreter der Makrofauna, zu denen Würmer, Schnecken, Spinnen, Asseln, Vielfüßler und Käfer gehören. Alle Bodenlebewesen vertilgen zudem jede Menge abgestorbenes Pflanzenmaterial. Je mehr Leben im Boden, desto fruchtbarer und wasserspeichernder ist der Boden.
Unser Totholzreich:
In Anlehnung an das Paradiesgärtlein haben wir in der gleichen Größe (ca. 40 m2) ein Gartenzimmer angelegt, welches dem Thema (Ab-)Sterben und Leben gewidmet ist.
Der Rundweg ist mit insgesamt 3 Kubikmeter Eichen- und Ahornholzhäcksel bedeckt. Die Beeteinfassungen bestehen aus unterschiedlichsten Holzstämmen und Ästen, damit die auf eine Holzart spezialisierten Insekten fündig werden. Im gesamten Gartenzimmer wurde zudem ober- und unterirdisch eine große Menge unterschiedlichstes Totholz verarbeitet.
Der kleine Hügel links wurde aus dem Erdaushub des Rundweges modelliert, der abgestochene Grassoden wurde zuunterst als Zersetzungsmaterial eingearbeitet. Auch in den Beeten ist umgestochener Grassoden eingearbeitet und dient als Bodenaktivator und guter Pflanzendünger. Der vorher stark verdichtete, lehmige Boden ist mittlerweile durch die dadurch vermehrten Bodenlebewesen viel lockerer und tiefgründiger. In diesem Gartenzimmer können die eher nährstoffliebenden Pflanzen, wie Eisenhut, Frauenmantel oder Eibisch gedeihen.
Was im Garten an Abschnitt oder Abtrag anfällt, wird generell wiederverwertet oder kompostiert. Wir betreiben einen geschlossenen Kreislauf.
Wissenswert:
Etwa 1.500 Pilzarten und über 1.700 Käferarten sind in Mitteleuropa auf sich zersetzendes Holz angewiesen. Die Käfer wachsen als Larve im Totholz heran. Viele Käferarten sind bei ihrer Holzwahl für die Eiablage sehr wählerisch.
Das Hirschkäferweibchen legt ihre Eier beispielsweise nur in gut abgelagerte, dicke Eichen- oder Obstholzstücke. Bis zu 8 Jahre fressen sich die Hirschkäferlarven durch das Totholz und sind nach ihrer Verpuppung nur ca. 8 Wochen lang als die imposanten Hirschkäfer unterwegs, nur um sich zu paaren und für Nachwuchs zu sorgen.
Upcyling deluxe: Viele Wildbienen- und Wespenarten nutzen die alten Fraßgänge der verfressenen Käferlarven wiederum als Kinderstube für ihren Nachwuchs.
Übrigens: Amphibien, Echsen und Kleinsäuger verkriechen sich im Winter gerne im Totholz.