Unser Paradise – „Das Paradiesgärtlein“
Namensgeber für diesen Bereich des Nabugartens ist ein kleines Ölgemälde aus dem 15. Jahrhundert, das im Städel, Frankfurt zu betrachten ist.
Ein unbekannter, oberrheinischer Künstler, also ein Künstler aus unserer Region, hat das Werk um 1410/1420 angefertigt. Auf nur 26 auf 33 Zentimetern hat er einen Garten abgebildet, der uns durch seine umfangreichen und naturnahen Tier- und Pflanzendarstellungen sehr beeindruckt hat.
Unser Paradise:
Wir haben versucht, das kleine Ölgemälde umzusetzen, um die Geschichte der Gärten im Lauf der Geschichte vorstellbar zu machen. In vielen Punkten mussten wir sehr „annähernd“ arbeiten. So ist der abgebildete Garten von einer Mauer umschlossen (Hortus conclusus).
Das konnten wir u. a. aus rechtlichen Gründen nicht nachbilden und haben uns mit angedeuteten Mauern als Trockenmauern und einem Hochbeet beholfen.
Was wir aber gedanklich anzeigen wollen, ist die Veränderung unserer Natur- und Kulturlandschaft – und auch des Geschmacks und der Mode - im Laufe der vergangenen Jahrhunderte. Unsere Intention ist es, sichtbar und begreifbar zu machen, welchen Veränderungen unsere Natur- und unsere Kulturlandschaft in der Geschichte ausgesetzt war.
Pflanzen, die sich nach der Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 hier angesiedelt haben, werden als Neophyten bezeichnet. Vorher kamen sie natürlicherweise hier nicht vor. Ältere, längst etablierte Arten hingegen werden als heimische Pflanzen, indigene Arten oder Archäophyten bezeichnet.
Unsere Insektenwelt ist zum großen Teil auf die „alten“ Arten angewiesen. Die hier beheimatete Tier- und Pflanzenwelt hat sich vor vielen Jahrhunderten und zum Teil bereits vor Jahrtausenden ihren Lebensraum erfolgreich erschlossen. 90% aller sich von Pflanzen ernährenden Insekten sind von den heimischen Wildpflanzen abhängig. Sie können Neophyten als Nahrungsquelle nur in den seltensten Fällen annehmen.
Unsere modernen Gärten bestehen zum größten Teil aber aus grünem Rasen, Pflanzungen von Neophyten, ergänzt von sterilen Hybriden. Das bedeutet, dass nur sehr wenige der 33.000 Insektenarten, die wir in Deutschland haben, in unseren Gärten Nahrung finden.
Wissenswert:
Die Naturlandschaft im heutigen Süddeutschland bestand weitgehend aus Buchenurwald. So wahrscheinlich auch hier, wo sich jetzt unser Garten befindet.
Fruchttragende und den Menschen nährende Pflanzen zu dieser Zeit waren lediglich die Eiche (Eicheln), die Vogelbeere, die Schlehe, Rose (Hagebutten), Brombeere, Himbeere, Walderdbeere, Gewöhnliche Hasel (Nuss), Rotbuche (Bucheckern), Holunder, Haferpflaume, Zirbel, Vogel-Kirsche, Wild-Holzapfel, Wild- Holzbirne, die Wildrebe.
Erst die Römer brachten den Kultur-Apfel, die Kultur-Birne, die Herz- (Süss-) Kirsche, die Kulturpflaume, die Kultur-Weinrebe, die Echte Walnuss, die Aprikose, die Quitte, die Esskastanie, die Echte Mispel, den Speierling, die Weichsel (Sauer-) Kirsche, die Rote Johannisbeere, die Mirabelle, die Stachelbeere und die Gartenerdbeere zu uns.
Mit diesen Errungenschaften wanderten zur Römerzeit auch diverse Ackerwildkräuter und Gräser nach Mitteleuropa ein.
Durch Rodung und Waldbeweidung wurden größere waldfreie Flächen geschaffen, die als Acker, Weide oder auch als Wiese genutzt wurden.
>> Die größte Artenvielheit entstand in und nach dieser Zeit