Trockenmauern

3-D-Puzzle für Artenvielfalt

Trockenmauern ist dreidimensionaler Naturschutz. In den vielen Ritzen finden unzählige Kleinlebewesen einen geschützten Lebensraum. Auch eine bunte Vielfalt von Pflanzen gedeiht in und an der Mauer. Die Steinmauern beeinflussen nicht nur das Mikroklima und regulieren Wind, Kälte und Wärme, sie lassen auch das Regenwasser langsamer versickern, sodass der Grundwasserspiegel davon profitiert. Am häufigsten sind hier bei uns in der Region Stütztrockenmauern zu sehen, sie schützen die Hänge vor Erosion und machen die Hänge bewirtschaftbar. Diese Mauern sind interessante Zeugnisse einer seit Jahrhunderten angewandten Bautechnik. Elastisch, frostunempfindlich, mit lokal gesammelten Steinen gebaut, verkörpern sie die perfekte, dauerhaft bestehende nachhaltige „low-tech“-Bauweise.

 

Trockenmauern können auch als Raumteiler im Garten eingesetzt werden. Mit standortangepasster Bepflanzung sind sie eine dreidimensionale Erweiterung der Gartengrundfläche. Wer niedrige Mäuerlein ohne Hangabstützung setzt, kann nicht viel falsch machen. Der Mauerbau geht ganz einfach: Benötigt werden in erster Linie Steine, Geduld und eine große Portion Muskelkraft. Sinnvoll ist es, regional vorrätige, gebrauchte Steine zu recyceln. 

Unsere Trockenmauern:

Im Nabugarten dienen die Trockenmauern als Strukturbildner. Sie bilden die Raumgrenze des Paradiesgärtleins, fassen Magerbeete um die Hütte ein und stützen hinter dem Teich die terrassenförmig gestaltete Böschung. Das Fundament unserer Mauern besteht aus einem ca. 15 cm tiefen Grob-Kiesbett. Das stabilisiert den Untergrund und bietet zudem wohltemperierte Schlupflöcher für Kleinstlebewesen. Darauf wurden Sandsteine gesetzt. Sie stammen aus Scheunenabrissen aus der Region. Allein für die vier Paradiesgartenmauern wurden ca. 4 to Steine verbaut. Die Mauern sind dort doppelwandig mit offener Krone angelegt. Wie bei einem 3-D-Puzzle wurden die Steine eingepasst und mit Füllsteinen stabilisiert. Größere Fugen wurden während des Baus gleich mit Erde befüllt und mit Sedumarten bepflanzt. Befüllt wurde das hohle Mauerinnere zuunterst mit zerstoßenen Dachziegeln, die Wasser speichern können, darauf kam der Fundament-Erdaushub mit den Grassoden und zuoberst wurde dann eine dicke Schicht Erde mit Sand, Steinen und Ziegelbruch vermischt, aufgetragen. Auf die Mauerkrone wurden eine vielfältige Auswahl an Trockenstandort-Pflanzen wie Thymianarten, Sedumarten, Dost, Ziest, Nelken, Mauerpfeffer, Ochsenzunge, Steppensalbei, uvm gepflanzt. 

Wissenswert:

Ausgewachsene Insekten, wie etwa auch der Marienkäfer, überwintern in Gruppen zwischen und unter den Steinen, auch Raupenpuppen überwintern festgeklebt und gut getarnt in den Ritzen. Mauer-, Mörtel- und Pelzbienenarten sowie Lehm- und Pillenwespen mörteln sich in den vielen Ritzen ihre Nester. Das Nest der Steinhummel entsteht ebenfalls in den Mauerspalten.

In den Mauern finden zudem Spinnentiere, Eidechsen, Nattern, Kröten, Molche und Kleinsäuger Unterschlupf.